European-American Evangelistic Crusades

             
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Wie wird der Himmel sein?


 
35 immer wieder gestellte Fragen über die Ewigkeit

 
von Peter Kreeft
 
Fragen über den Himmel zu stellen mag ein wenig sein wie Fragen über Katmandu, Kuala Lumpur oder irgendeinen anderen exotischen Ort zu stellen, den du höchstwahrscheinlich nie persönlich zu sehen bekommen wirst – eine Gelegenheit zur Spekulation. Doch über den Himmel zu schreiben ist nicht wirklich wie über weit entfernte Orte mit seltsam klingenden Namen zu schreiben, denn über den Himmel zu schreiben bedeutet eigentlich, über Gott zu schreiben.
 
Eine Schöpfung reflektiert ihren Schöpfer und die Gesetze eines Königreiches reflektieren die Ideale des Königs. Die Frage zu stellen, ob wir im Himmel ein Geschlecht haben werden oder ob unsere Haustiere dort sein werden, bedeutet also in Wirklichkeit, zu fragen, welcher Art von Gott wir dienen und wie seine besten Absichten für unsere Ewigkeit aussehen.
 
Der Philosoph Peter Kreeft hat sich bereit erklärt, dieses Kapitel zu schreiben weil
Christianity Today im Englischen das Wort “Himmel” immer mit einem Großbuchstaben am Anfang geschrieben hat “als handele es sich um einen realen Ort wie Boston“ (was ja auch zutrifft) „statt um eine Abstraktion wie Wellness." In dieser Abhandlung greift Kreeft (oft verschmitzt) 35 immer wieder gestellte Fragen über den Himmel auf.
 
In diesem kurzen Kapitel möchte ich das Unmögliche versuchen: die 35 am häufigsten gestellten Fragen über den Himmel zu beantworten. Offensichtlich würde es mehr als einen Artikel brauchen, mehr als ein ganzes Lebenszeitalter und mehr als menschliche Weisheit um auch nur eine dieser Fragen adäquat zu beantworten. Doch "Blinder Eifer schadet nur."
 
Doch mal ernsthaft. Manchmal kann ein Vorgeschmack den Appetit auf einen späteren, vollständigeren Genuss wecken und vielleicht werden diese Kostproben zumindest ein paar Wege vorschlagen, über das Thema nachzudenken.
 
1. Wie können wir überhaupt irgendetwas über den Himmel wissen?
 
Wenn wir keine “Insiderinformationen” hätten, könnten wir nur spekulieren. Doch glücklicherweise haben wir einige solide Daten, auf denen wir aufbauen können: göttliche Offenbarung. Ich denke, Gott möchte, dass wir unseren Verstand und auch unsere Phantasie gebrauchen (denn warum sollten wir irgendeine von Gott geschenkte Fähigkeit vernachlässigen?) um den Schatz spannender Hinweise in der Bibel zu erkunden. Dem Thema gegenüber gleichgültig zu sein, ist wie der unnütze Diener zu sein, der das Talent seines Herrn im Boden vergrub.
 
Da wir diese Daten haben, befinden wir uns in einer Position, die sich sehr von der eines Ungläubigen unterscheidet (oder vielmehr liegt der Unterschied darin, dass wir diese Daten
glauben, denn sie sind ja der gesamten Menschheit zugänglich). Wir sind wie der Sehende im Vergleich zu dem Blinden, der über die sichtbaren Dinge nur spekulieren kann. Wir können mehr als über die unsichtbaren Dinge nur spekulieren.
 
"Was weißt du denn überhaupt über den Himmel? Bist du jemals dort gewesen?" Wir können auf diese Herausforderung antworten: "Nein, aber ich habe einen sehr guten Freund, der schon dort war. Er ist hierher gekommen und hat uns davon erzählt und es uns gezeigt. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben."
 
2. Wieso werden wir uns im Himmel nicht langweilen?
 
Ich vermute, dass diese Frage unbewusst die meisten von uns mehr bewegt als wir gerne zugeben würden. Ich kann mich daran erinnern, dass ich als Kind eine Art Glaubenskrise hatte. Ich dachte, ich würde gar nicht gerne in den Himmel gehen weil die populären Darstellungen darüber mir doch ziemlich langweilig erschienen.
 
Freud, der gelegentlich zwischen Bergen von Unsinn kleine Körnchen Weisheit verbirgt, sagt, dass jeder Mensch zwei Dinge braucht um seinem Leben Sinn zu geben: Liebe und Arbeit. Diese beiden Dinge sind eigentlich Eins, denn Liebe ist eine Arbeit und Arbeit ist eine Liebe. Liebe ist eine Arbeit, denn es ist etwas, das du tust, nicht etwas, das du nur fühlst oder wo du hinein fällst. Und Arbeit muss auch eine Liebe sein, denn wenn das nicht der Fall ist, ist sie bedrohlich und langweilig. Welche Liebes-Arbeit werden wir somit im Himmel tun?
 
Wir werden genau die Liebes-Werke vollenden, die wir auf Erden tun sollen. Es gibt nur sechs Dinge, die auf der Erde nie langweilig werden. Es sind sechs Dinge, die nie zu einem Ende kommen: dich selbst, deinen Nächsten und Gott zu kennen und zu lieben. Da Personen ein Subjekt sind und kein Objekt, sind sie unerschöpflich. Sie sind wie magische Kühe, die für immer frische Milch geben.
 
Die beiden größten Gebote, die unsere Arbeitsplatzbeschreibung fürs Leben ausmachen, sowohl in dieser Welt als auch in der nächsten, bringen diesen Plan zum Ausdruck: Wir sollen Gott von ganzem Herzen lieben und unseren Nächsten wie uns selbst. Und um zu lieben müssen wir genauso endlos kennen und kennen lernen wie wir lieben. Das wird niemals langweilig, nicht einmal auf Erden: jemanden immer besser kennen und lieben lernen, den wir bereits kennen und lieben. Es ist unser Hinweis und unsere Vorbereitung auf unsere ewige Bestimmung unendlicher Faszination.
 
3. Werden wir unsere Lieben im Himmel noch erkennen?
 
George MacDonald beantwortet diese Frage mit einer Gegenfrage: "Werden wir dort größere Narren sein als hier?" Natürlich werden wir unsere Lieben erkennen. Das ist ein göttlich geschaffener, entscheidender Teil unserer Freude. Wir sind nicht dazu geschaffen, einsame Mystiker und Liebhaber von Gott allein zu sein, sondern – wie Gott selbst auch – auch Liebhaber von Menschen zu sein.
 
So wie Jesus auf Erden jede Person anders und ganz speziell liebte – er liebte Johannes nicht auf dieselbe Weise wie Petrus, weil Johannes ganz anders war als Petrus – so sind auch wir dazu geschaffen, Menschen ganz speziell zu lieben. Es gibt keinen Grund dafür, dass diese Besonderheit in der Ewigkeit abnehmen statt vielmehr zunehmen sollte. Unsere Familienmitglieder und besonderen Freunde werden immer unsere Familienmitglieder und besondere Freunde bleiben. In diesem irdischen Leben beginnt ein Kind das Lieben zu lernen indem es zuerst seine Mutter, dann seinen Vater, dann seine Geschwister und dann Tiere liebt. Die konzentrischen Kreise der Liebe werden dann schrittweise ausgedehnt, doch die Anfangslektionen werden nie aufgegeben. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass Gott diesen Plan nach dem Tod zerreißt.
 
4. Wie kann ich im Himmel glücklich sein wenn jemand, den ich auf Erden sehr geliebt habe, nicht in den Himmel kommt?
 
Das wirft alle möglichen anderen Fragen über Gefühle, Beziehungen und Leiden im Himmel auf. Diese werde ich kurz abhandeln, aber die einfachste und wichtigste Antwort auf diese Frage ist zunächst einmal folgende: Wenn es jemanden gibt, den du so sehr liebst und mit dem du dich so sehr identifizierst, dass du es dir nicht vorstellen kannst, ohne diese Person in der Ewigkeit glücklich zu sein und diese Person derzeit unerlöst zu sein scheint, dann nutze die Beziehung, die Gottes Vorsehung dir zugespielt hat.
 
Bitte Gott, dass er die Erlösung dieser Person vorbereiten möge, wie er die deine vorbereitet hat, weil diese Person wirklich ein Teil von dir ist und du dich nur ganz fühlen würdest, wenn diese Person mit dir in den Himmel kommt, so wie dein eigener Körper und deine Emotionen mitkommen müssen. Du brauchst Gott nicht überreden, dieses Gebet kann eine simple Präsentation von Tatsachen sein, so wie Maria sagte: „Sie haben keinen Wein mehr." Lasse Gott sein Werk tun – es ist immer liebevoller, gnädiger und effektiver als unsere eigenen Versuche, mehr als wir uns jemals vorstellen oder wünschen könnten.
 
Vertraue Gott, dass er deine irdische Liebe als einen übernatürlichen und/oder natürlichen Kanal der Gnade und Erlösung für die von dir geliebte Person gebraucht. Deine Frage, dein Problem, ist der eigentliche Schlüssel zu deiner Antwort. Gott hat diese Last aus einem bestimmten Grund auf dein Herz gelegt: damit du erfüllst, was du ersehnst.
 
5. Können Menschen, die Selbstmord begangen haben, errettet werden?
 
Ganz einfach: Ja. Die meisten Menschen, die Selbstmord begehen, sind nicht in voller Kontrolle über ihren Verstand und somit auch nicht voll und ganz verantwortlich. Selbstmord ist natürlich ein schrecklicher Fehler und eine furchtbare Sünde. Doch lediglich
Sünden, für die keine Buße getan wurde, verschließen die Türen des Himmels und manchmal erfolgt die Buße gleich im Augenblick des Begehens der Sünde oder unmittelbar danach. Der tiefere Teil der Seele und des Willens eines Selbstmörders mag auf Gott vertrauen und hoffen und Gott lieben, selbst wenn der oberflächliche Teil ihn in die Verzweiflung treibt. Buße kann auch unmittelbar zwischen der Tat und dem Tod erfolgen oder sogar exakt im Moment des Todes. Wir wissen es nicht. Nur Gott sieht und beurteilt die Herzen, nicht nur die Taten, und Gott wird jedes nur mögliche Mittel nutzen um uns zu retten. Vielleicht sind uns viele dieser Mittel unbekannt und für uns unerwartet. Wage es nicht, die Gnade, die Klugheit oder die Macht Gottes zu begrenzen.
 
Doch genau unsere Unsicherheit sollte uns veranlassen, in heiligem Schrecken vor dieser entsetzlichen und gefährlichen Sünde zu fliehen. Wer Selbstmord begeht sichert sich nicht automatisch seine Verdammnis, aber ganz sicher setzt er sein Heil aufs Spiel.
 
6. Werden wir im Himmel Gefühle haben?
 
Diese Frage löst eine Reihe von Fragen folgender Art aus: Werden wir diese und jene irdischen Dinge auch im Himmel noch haben? Ich glaube, dass die Antwort auf alle derartigen Fragen lautet: Ja, aber nicht in der derzeitigen Form. Nichts wird einfach nur übernommen und nichts wird einfach für immer aufgegeben; alles wird transformiert, wie es bei der Geburt geschieht.
 
Wir können natürlich nur sehr wenig über diese Transformation wissen und unsere Antworten müssen im Großen und Ganzen disziplinierte Vermutungen bleiben. Doch ich gehe sehr stark davon aus, dass wir im Himmel Gefühle haben werden, denn sie sind ein Teil von Gottes Design für unsere Menschlichkeit und nicht nur ein Resultat des Sündenfalls. Doch unsere Gefühle werden uns nicht mehr beherrschen oder treiben. Sie werden darum nicht weniger leidenschaftlich sein, aber sie werden weniger passiv sein. Thomas von Aquin vertritt die Auffassung, dass der sexuelle Genuss vor dem Sündenfall größer war, nicht geringer (da Sünde jede gute Sache  immer schädigt, nicht verbessert) und Augustinus meint, dass die Freude, die wir im Himmel von Gott in unserer Seele empfangen, in unserem auferstandenen Körper zu einer „üppigen Sturzflut“ reinen Vergnügens überfließt.
 
7. Wenn wir im Himmel Gefühle haben, warum sind wir dann nicht traurig über geliebte Personen, die in der Hölle sind?
 
Wir wissen, dass es im Himmel keine Traurigkeit gibt: Gott "wird alle Tränen von ihren Augen abwischen" (Offenbarung 7:17). Ich denke, dass wir aus denselben Gründen nicht traurig wegen der Verdammten sind, aus denen Gott es nicht ist. Nach Aussage der Bergpredigt wird Gott zu ihnen sagen: “Ich habe euch nie gekannt" (Matthäus 7:23). Gott wird unsere Erinnerungen ausfegen. Das hat keine Falschheit oder Unkenntnis zur Folge, sondern Wahrheit, denn in einem gewissen Sinn sind die Verdammten nicht mehr – das heißt, sie sind nicht länger am realsten Ort überhaupt: im Himmel. Sie
zählen nicht länger. Sie sind wie Asche, nicht wie Holz. Sie waren einst vollkommen menschlich, vollkommen lebendig, reale Männer und Frauen. Doch die Hölle ist nicht ein Ort ewigen Lebens, sondern ein Ort ewigen Todes. Wir lieben keine Asche oder beweinen sie; wir lieben oder beweinen nur das, was existiert hat, bevor es verbrannt wurde. Im Himmel werden wir jedoch nicht in der Vergangenheit leben. Wir werden kein Bedauern kennen. Wir leben aber auch nicht in der Zukunft. Wir werden keine Ängste kennen. Wir werden vielmehr wie Gott in der ewigen Gegenwart leben. Unsere himmlischen Emotionen werden der gegenwärtigen Realität angepasst sein und entsprechen, nicht der vergangenen Realität.  
 
8. Bedeutet das, dass die Hölle nicht real ist?
 
Das bedeutet es ganz sicher nicht. Jesus spricht ganz deutlich über die Realität der Hölle. Doch er sagt auch deutlich, dass es für die Seele den Tod und nicht Leben bedeutet. In der griechischen Philosophie können Seelen nicht sterben. Im Christentum können sie sterben – in der Hölle. Ist das Auslöschung? Nein, es ist Tod. Auslöschung ist das Gegenteil von Schöpfung; Tod ist das Gegenteil von Leben.
 
9. Was geschieht in der Hölle?
 
Nichts.
 
10. Was geschieht im Himmel?
 
Alles.
 
11. Können die Gesegneten im Himmel uns hier auf der Erde jetzt sehen?
 
Ich möchte es einmal so ausdrücken: Gibt es irgendeinen zwingenden Grund, weshalb sie es nicht können sollten? Würde ihre Vollkommenheit dadurch gefährdet werden? Kann der Himmel nur dadurch der Himmel sein, dass eine Art Quarantäne verhängt wird und die Vorhänge zugezogen werden? Es macht Sinn, die “Wolke von Zeugen” aus Hebräer 12:1 nicht nur als Zeugen ihres Glaubens während ihrer Lebenszeit hier auf Erden zu interpretieren, nicht nur als die Toten, die den Lebenden etwas bezeugen durch
unsere Erinnerung an sie, sondern auch als die Lebendigen, die die als Zeugen die Lebenden miterleben und zwar durch ihr lebendiges Bewusstsein.
 
Stimmt irgendetwas nicht damit, dass du deine Familie liebst? Wird damit im Himmel irgendetwas nicht stimmen? Stimmt irgendetwas nicht mit deinem Wunsch, zu sehen, wie es ihnen auf Erden ergeht? Ich sehe keinen Grund dafür.
 
12. Werden wir im Himmel alles wissen?
 
Ich glaube nicht. Nur Gott ist allwissend. Wir werden niemals aufhören, zu lernen, doch wir werden damit auch niemals zum Ende kommen. Nur Gott kann es aushalten, alles zu wissen ohne gelangweilt zu sein.
 
13. Werden wir im Himmel alle gleich sein?
 
Wir werden alle so sein, wie wir jetzt sind: gleich an Wert und Würde und alle gleich von Gott geliebt. Doch werden wir gleich sein im Sinne von “dieselben”? Gott bewahre! Eine der Hauptfreuden dieses Lebens sowie auch des nächsten Lebens ist der wechselseitige Austausch verschiedener Vorzüge und Fähigkeiten. Da ist die Freude, zu jemandem aufzuschauen, der in einer bestimmten Disziplin besser ist als wir und von dieser Person lernen zu können. Der Groll, der manchmal zum Ausdruck kommt, wenn jemand sagt: „Ich bin genauso gut wie du!“ ist höllisch und nicht himmlisch. (Nebenbei bemerkt: das ist ein Satz, der immer das Gegenteil von dem bedeutet, was er eigentlich sagt. Niemand, der so etwas sagt, glaubt es wirklich.)
 
14. Gehören zu den Unterschieden auch sexuelle Unterschiede? Gibt es zweierlei Geschlechter im Himmel?
 
Natürlich. Das Geschlecht ist Teil unserer göttlich gestalteten Menschlichkeit. Dieses wird im Himmel transformiert sein, jedoch nicht entfernt. Wir werden „wie die Engel“ sein indem wir „weder heiraten noch verheiratet werden“ laut die Antwort von Jesus an die Sadduzäer in Matthäus 22:30, das bedeutet jedoch nicht, dass wir zum Neutrum werden. Unser Geschlecht ist in erster Linie etwas, das wir
sind und nicht etwas, das wir tun. Ich denke nicht, dass wir im Himmel Sex haben, doch wir werden damit beschäftigt sein, wir selbst zu sein und das beinhaltet auch, Männer und Frauen zu sein und nicht irgendwelche geschlechtslosen Wesen. Es lebe der Unterschied!
 
15. Welche Art von Körper werden wir im Himmel haben?
 
Gnostiker aller Art (Anhänger von Plato, Buddhisten, Hindus, Spiritualisten etc.) sagen, wir werden zu reinem Geist oder zu einer Art Engel, denn sie kennen die Lehre der Schöpfung nicht. Heiden und Moslems sagen, wir werden irdische Körper und einen Harem haben oder in die ewigen Jagdgründe eingehen.
 
Christen sagen, dass wir einen transformierten Körper haben werden, der aber dennoch ein realer, physischer Körper ist, so wie ihn Christus nach seiner Auferstehung hatte. Seinen Körper konnte man anfassen und er konnte essen. Doch er konnte auch kommen und gehen wie es ihm beliebte ohne dass Mauern oder  Entfernungen ein Hindernis gewesen wären. Es war derselbe Körper, den er vor seinem Tod gehabt hatte und er wurde als solcher von seinen Freunden erkannt. Und doch war er so anders, dass sie ihn
zunächst nicht erkannten. Ich denke, dass unser neuer Auferstehungskörper auf dieselbe Weise mit unserem jetzigen Körper verwandt sein wird, wie unser jetziger Körper verwandt ist mit dem Körper, den wir im Mutterleib hatten. Wenn ein Fötus ein Foto von sich selbst im Alter von 20 Jahren sehen würde, würde er sich zunächst einmal nicht erkennen, so unvorhersehbar und überraschend wäre das für ihn. Und doch ist es dasselbe Selbst, ja, sogar derselbe Körper, nur jetzt radikal erwachsener und gereifter.
 
16. Was ist mit Verletzungen und Missbildungen? Werden sie in unserem Auferstehungskörper alle entfernt sein?
 
Ich glaube nicht. Christus hatte immer noch seine Wundmale. Doch sie waren Abzeichen der Herrlichkeit, nicht des Leidens und der Traurigkeit. Ich glaube, dass alles – im Körper, in der Seele und in der Welt der Person – das Gott geweiht und in das ewige Königreich aufgenommen wurde, im Himmel erhalten und bewahrt und transformiert sein wird; doch alles, was nicht das Werk Gottes oder der geheiligten Seele war, sondern von der Welt, vom Fleisch oder vom Teufel, wird vor den Toren des Himmels bleiben müssen. Die Wunden der Märtyrer werden leuchten wie Gold, doch ein wegen Krebs amputierter Körperteil wird wiederhergestellt, genauso wie die Intelligenz einer im Gehirn geschädigten Person. Gottes Gerechtigkeit und Gnade sind vollkommen und genauso ist sein Stil.
 
17. Wird es Natur im Himmel geben?
 
Die Bibel sagt uns, dass es “einen neuen Himmel und eine neue Erde” geben wird (Offenbarung 21:1). Wenn wir einen neuen Körper haben, brauchen wir eine neue Erde: Körper sind nicht zum Umherschweben im leeren Raum gedacht. Und wenn eine Welt – warum dann eine tote Welt wie den Mond statt eine von Leben vibrierende Welt wie diese Erde? Ich denke, wir werden eine viel intimere Beziehung mit der Natur haben wie jetzt. Ich glaube, die Bilder der Naturmystiker und pantheistischen Poeten liegen fast richtig, jedoch als Prophetie: In der himmlischen Zukunft werden wir in das Geheimnis des Lebens hineinkommen, das wir jetzt als Außenstehende betrachten.
 
18. Werden wir in der Lage sein, Zeichen und Wunder zu wirken?
 
Ich glaube schon. Kräfte, die uns nun zu unserer eigenen Sicherheit weitgehend verwehrt sind, werden für uns wiederhergestellt werden wenn wir gelernt haben, sie gut zu nutzen. Wenn unsere Seele dem Willen Gottes folgt wie die einzelnen Spieler in einem Orchester dem Taktstock ihres Dirigenten, dann werden wir in Harmonie spielen. Doch man stelle sich nur vor, welches Chaos Gott zulassen würde wenn er uns in unserem gefallenen Zustand übernatürliche Macht über die Natur geben würde!
 
19. Wird es im Himmel Tiere geben? Wird meine verstorbene Katze dort sein?
 
Die einfachste Antwort auf diese Frage, die so oft von Kindern gestellt wird, ist: Warum nicht? Fragen von Kindern sind gewöhnlich die besten Fragen und wir sollten uns davor hüten, sie mit weniger Ernsthaftigkeit zu behandeln als die Fragenden in ihre Frage gelegt haben. Momentan können Tiere, wie alles andere in dieser Welt, Gottes Liebe und Güte an uns übermitteln und uns für unsere Vereinigung mit ihm trainieren – oder sie können uns von ihm ablenken. Im Himmel vermittelt alles und nichts lenkt ab.
 
20. Werden wir im Himmel essen?
 
Wir werden einen Körper haben, also werden wir
in der Lage sein, zu essen, so wie Christus nach seiner Auferstehung. Doch ich denke, wir werden nicht essen müssen. Der Auferstehungskörper wird aus der Seele leben und die Seele aus Gott. Momentan ist unser Körper abhängig von Dingen, die geringer sind als wir selbst – Förderung aus der Natur. Und unsere Seele ist abhängig von etwas, das geringer ist als sie selbst, nämlich von unserem Körper (wenn das Gehirn geschädigt ist, können wir nicht gut denken). Diese Situation, eine Geisel unserer Untergebenen zu sein, muss umgekehrt werden. Vielleicht wird die Materie, aus der unser Auferstehungskörper zusammengesetzt sein wird, keine separaten Atome und Moleküle haben (und somit unzerstörbar sein). Vielleicht wird unser neuer Körper nicht über separate Organe und Systeme verfügen, sondern der Körper als Ganzes oder die ganze Seele in dem ganzen Körper wird all seine Operationen ausführen. Aber natürlich ist das alles reine Spekulation.
 
21. Wird unser Körper im Himmel bekleidet sein?
 
Diejenigen, die behaupten, einen flüchtigen Blick in den Himmel getan zu haben, sei es in einer Vision oder in einer Nahtoderfahrung, haben gewöhnlich gesehen, dass die Menschen im Himmel bekleidet waren, allerdings ganz anders als wir. Die Kleidung ist nicht künstlich und verdeckend, sondern natürlich und offenbarend. Kleidung kam nach dem Sündenfall um das zu bedecken, was einfach nur deshalb beschämend war, weil es gefallen war. Wenn die Erlösung einmal vollendet ist und der Sündenfall vollkommen umgekehrt, gibt es nichts Beschämendes mehr. Kleider werden dann reine Herrlichkeit sein, nicht halb Herrlichkeit und halb Scham, wie es jetzt ist. Vielleicht werden sie aus dem Auferstehungskörper selbst wachsen statt von außen hinzugefügt werden.  
 
Das Thema ist wichtiger als es scheint, denn Kleidung symbolisiert die ganze Welt und unsere Beziehung zu unserer Welt. Wir nehmen Teile aus unserer Welt als Kleidung, bedecken uns damit und machen sie zu intimen Teilen unseres Lebens. Im Himmel werden wir uns mit dem neuen Himmel und der neuen Erde bekleiden, wie die mit der Sonne bekleidete Frau aus Offenbarung 12:1.
 
22. Wird es im Himmel Musik geben?
 
In der Tat. Selbst jetzt scheint großartige Musik wie ein Widerhall von Eden zu sein, ein Souvenir, ein Erinnerungsstück aus dem Paradies – etwas nicht einfach nur Freude machendes, sondern auf eine nicht fassbare und unaussprechliche Weise grundlegend Bedeutendes, ein hohes und heiliges Geheimnis. Noch einmal beziehe ich mich (lediglich als Hinweis) auf zahlreiche Visionäre, die gesagt haben, dass sie Musik im Himmel gehört haben, allerdings von einer derart unterschiedlichen Qualität im Gegensatz zu irdischer Musik, dass es unvergleichlich war – als würde man das Hämmern eines Kleinkindes auf ein Spielzeugxylophon mit einem Symphonieorchester vergleichen.  
 
Musik war nach weit verbreiteter Überlieferung die allererste Sprache, die Sprache Gottes, durch die er das Universum schuf. Ich vermute sehr stark, dass mehr daran ist als wir denken. Gewöhnlich betrachten wir Musik als ausgeschmückte Poesie und Poesie als ausgeschmückte Prosa. Aber Gott ist nicht prosaisch. Ich denke, Prosa ist gefallene Poesie und Poesie gefallene Musik. Am Anfang war die “Sphärenmusik” und so wird es auch am Ende wieder sein.
 
23. Wird der Himmel groß sein?
 
Ja, jedoch von einer anderen Art von Größe. Jetzt ist es so, dass der Raum uns enthält, einschließt und definiert. Doch wir können Raum in einen Ort transformieren indem wir ihn humanisieren und spiritualisieren. Ein Haus wird zu einem Heim, Raum wird zu einer Stätte, indem wir darin leben. Der Himmel wird so intim und unbeschränkend sein wie unser Geist es möchte.
 
Niemand wird denken, er sei zu klein und eng oder zu weitläufig und groß. In einem gewissen Sinn wird er eher in uns sein als wir in ihm – nicht in dem Sinn, dass er subjektiv wäre, sondern in dem Sinn, wie ein Bühnenbild
in einem Schauspiel oder Teil eines Schauspiels ist und nicht das Schauspiel Teil des Bühnenbilds.
 
24. Befindet sich der Himmel in diesem Universum?
 
Nein. Wenn es so wäre, könnte man mit einem Raumschiff dorthin gelangen. Es ist eine andere Dimension, nicht eine andere Welt. Doch in einem gewissen Sinn ist der Himmel in dieser Welt enthalten, ungefähr so, wie diese Welt in der Welt des Mutterleibs enthalten ist. Aus der Sicht eines ungeborenen Kindes befindet sich diese Welt weit entfernt und außerhalb des Mutterleibs. Doch aus der Sicht eines geborenen Kindes befindet sich der Mutterleib in der Welt und das ungeborene Kind befindet sich auch bereits in der Welt – allerdings sieht das Kind dies erst nach der Geburt.
Ich nehme an, dass wir aus der Sicht des Himmels wirklich sagen werden, dass die Erde ein Teil des Himmels war, sozusagen der Mutterleib des Himmels. Doch man kann nicht mit einer Rakete dorthin gelangen, sondern nur durch Glauben und Tod, so wie der Fötus auf keinem anderen Weg als nur durch die Geburt in die Welt außerhalb des Mutterleibs eintreten kann.
 
25. Wird es im Himmel Zeit geben?
 
Ewigkeit bedeutet nicht einfach eine endlose Zeit; das wäre langweilig. Es bedeutet auch nicht etwas strikt Zeitloses; das wäre unmenschlich. Zeit ist Teil unseres Bewusstseins und Gott zerreißt nicht seinen Plan für uns. Vielmehr erfüllt und transformiert er ihn.
 
Ich glaube, die Ewigkeit wird alle Zeit beinhalten, so wie die Sterbenden ihr gesamtes Leben in perfekter chronologischer Ordnung vor sich ablaufen sehen und dennoch alles in einem einzigen Augenblick stattfindet. Ich stelle es mir so ähnlich vor wie es ist, wenn man sich eine Geschichte in Erinnerung ruft, die man gelesen hat und die man gut kennt. Wenn du "David Copperfield" (Roman und Film) sagst, meinst du alle Davids in Reihenfolge, doch du siehst sie alle gleichzeitig, vom jungen David bis zum alten David, weil du, nachdem du die Geschichte zu Ende gelesen hast, außerhalb davon stehst.  
 
Du bist sozusagen "nach dem Tod" in Bezug auf David Copperfield. Eines Tages wirst du “nach dem Tod” in Bezug auf dich selbst sein. Jetzt begrenzt uns die Zeit. Es gibt nie genug davon. Ich denke, die himmlische Zeit wird wie der himmlische Raum sein: vollkommen humanisiert und der Seele unterworfen. Selbst jetzt schon gibt es zwei Arten von Zeit, so wie es zwei Arten von Raum gibt:
chronos oder chronologische, materielle Zeit und kairos oder gelebte, menschliche Zeit, Zeit für irgendeine Absicht, gemessen an Verstand und Willen. Momentan ist kairos in chronos enthalten und wird durch chronos begrenzt; selten ist genug Zeit da, um irgendeiner Sache gerecht zu werden. Im Himmel wird diese Situation umgekehrt sein und die chronologische Zeit wird in kairos enthalten sein und von kairos beherrscht werden. Das ist ungefähr so wie jetzt Dramatiker und Romanautoren die Zeit in ihren Geschichten beherrschen.
 
Unsere Unzufriedenheit mit der Zeit ist übrigens ein mächtiges Beweisstück dafür, dass wir für die Ewigkeit geschaffen sind. Es gibt nichts Natürlicheres und mehr alles Durchdringendes in dieser Welt als die Zeit. Nicht nur unser Körper, sondern auch unsere Seele ist gänzlich versunken in Zeit. Und doch beklagen wir uns darüber. Beschweren sich Fische über das Meer, weil sie dadurch nass werden? Oder – wenn sie es täten – würde diese Tatsache nicht stark darauf hindeuten, dass sie nicht dazu geschaffen wurden, jetzt oder für immer Meeresbewohner zu sein? Wir sehnen uns danach, aus dem Meer der Zeit zu steigen auf das Land der Ewigkeit, obwohl wir nicht wirklich verstehen, was Ewigkeit ist!
 
26. Welches Alter werden wir im Himmel haben?
 
Die Philosophen des Mittelalters haben gewöhnlich gedacht, wir würden alle 33 sein, das ideale Alter, das Alter der Reife, parallel zur irdischen Reife von Christus. Ich halte das insofern für symbolisch richtig, dass wir alle vollkommen ausgereift sein werden. Verfrüht verstorbene Kinder werden von Gott (vielleicht durch die Vermittlung ihrer eigenen Eltern!) alle Reife erhalten, die sie auf Erden verpasst haben.
 
Genetiker sagen, dass der Alterungsprozess nicht unvermeidlich ist und dass ein lebender Organismus theoretisch unsterblich sein könnte. Er würde niemals altern und niemals sterben. Krebszellen sterben nur dann, wenn sie getötet werden oder ihr Wirt stirbt. Der Alterungs- und Sterbeprozess begann zu einer bestimmten Zeit in unserer Geschichte, nach dem Sündenfall. Gott hat den Tod nicht geschaffen, sondern er beseitigt ihn. Im Himmel wird niemand alt sein. Doch in einem gewissen Sinn wird jeder sowohl alt als auch jung sein, als eine Widerspiegelung des Gottes, der das Alpha und das Omega ist, der Anfang und das Ende. Selbst in diesem Leben sehen wir manchmal die Weisheit des Alters im nachdenklichen Gesicht eines Babys oder die ewige Frische der Jugend in den funkelnden Augen der sehr Alten. Das sind Hinweise auf den Himmel.
 
27. Welche Sprache werden wir im Himmel sprechen?
 
Meine Vorfahren haben standhaft darauf beharrt, dass es natürlich Holländisch sein wird. Ein mir bekannter Rabbi hat mir gesagt, dass es Hebräisch sein wird. Jedes Baby, so sagte er, erinnert sich noch immer an die Sprache, die im Himmel wiederhergestellt sein wird, die Sprache von Eden, wie sie durch die Tatsache belegt wird, dass das allererste Wort eines Kindes oft
abba ("Vater" oder "Papa" im Hebräischen) ist.
 
Es wird keine der Sprachen sein, die uns jetzt trennen und die in Babel ihren Anfang genommen haben. Babel und sein Gebabbel werden rückgängig gemacht werden. Eine Ahnung davon bekamen wir zu Pfingsten, wo unterscheidbare Sprachen erhalten und nicht vermengt wurden und dennoch jede Person jede andere verstehen konnte. Vielleicht wird es genauso viele Sprachen geben wie es Einzelpersonen gibt und dennoch werden sie gleichzeitig alle eins sein. Sicher ist eines: es wird kein Missverstehen geben. Derzeit ist es so, dass Sprache – wie Kleidung - sowohl offenbart als auch verdeckt und Bedeutungen verhüllt. Im Himmel wird Sprache, genau wie Kleidung, nur noch offenbaren.
 
28. Wird es im Himmel eine Privatsphäre geben?
 
Ich glaube nicht. Niemand wird irgendetwas zurückhalten wollen, denn niemand wird sich schämen oder Angst haben, missverstanden oder nicht geliebt zu werden. Privatsphäre ist wie Kleidung und Gesetze: nur deshalb notwendig, weil wir gefallen sind. Wenn Sünde verschwunden ist, wird jedes Verbergen verschwunden sein.
 
Ganz sicher wird es kein Privateigentum geben, kein “Das ist meins und nicht deins“. Der Kommunismus, genau wie Nudismus und Anarchismus, sehen schemenhaft etwas Himmlisches; sie bestehen jedoch darauf, es jetzt und hier durch menschliche Kraft umzusetzen. Das verwandelt das Himmlische in das Höllische. Es ist, als würde man Kleinkindern Autorität übertragen, die nur Erwachsenen zusteht.
 
29. Werden wir im Himmel frei sein? Falls ja, werden wir auch die Freiheit haben, zu sündigen? Falls ja, würde sich irgendjemand jemals diese Freiheit nehmen?
 
"Die Freiheit, zu sündigen" ist ein Widerspruch in sich, genau wie „die Freiheit, versklavt zu werden.“ Die freie Wahl ist lediglich das
Mittel zu wahrer Freiheit, "die Freiheit der Kinder Gottes" ist wahre Freiheit.
 
Im Himmel werden wir nicht sündigen weil wir es nicht wollen werden. Wir werden uns frei dafür entscheiden, niemals zu sündigen, genau wie momentan große Mathematiker keine elementaren Fehler machen obwohl sie die Macht haben, es zu tun. Im Himmel werden wir sowohl die Attraktivität der Tugend und Gottes als auch die Hässlichkeit und Dummheit der Sünde so deutlich sehen, dass es überhaupt kein mögliches Motiv für Sünde geben wird.
 
Derzeit sind wir durch Unwissenheit versklavt. Jede Sünde entspringt aus Unkenntnis, denn wir sündigen nur weil wir die Sünde als etwas irgendwie Attraktives sehen, was sie nicht ist und Tugend als etwas, dem es irgendwie an Attraktivität mangelt. Das ist eine Unkenntnis, für die wir verantwortlich sind, doch es ist und bleibt Unkenntnis und ohne diese Unkenntnis würden wir nicht sündigen. Im Himmel, in der “glückseligen Vision” Gottes, überwältigt und erfüllt von der totalen Freude der Güte, getauft in Tugend wie ein gesunkenes Schiff voller Wasser ist, würde niemand sich jemals von dieser wahrgenommenen Herrlichkeit abwenden wollen. Momentan „wandeln wir im Glauben, nicht im Schauen“ (2. Korinther 5:7). Die himmlische Sicht wird uns unsere Freiheit nicht nehmen. Frage den Blinden, ob die Sehkraft ihm seine Freiheit nehmen würde.
 
30. Ist das ganze Interesse am Himmel nicht realitätsfern?
 
Ist es realitätsfern für ein Baby, sich Fragen über das Leben außerhalb des Mutterleibs zu stellen? Ist es realitätsfern für jemanden auf einer langen Ozeanreise, sich über die Landung Gedanken zu machen? Ist es realitätsfern für das Samenkorn, von der Blume zu träumen? Es ist ausschließlich dann realitätsfern, wenn der Himmel eine Lüge ist. Wer den Himmel “realitätsfern” nennt, setzt damit Atheismus voraus.
 
31. Aber lenkt uns das Interesse am Himmel nicht von unserem Interesse für die Erde ab?
 
Nein, ganz im Gegenteil. Lenkt das Interesse einer schwangeren Frau an der Zukunft ihres Babys sie von ihrem Interesse an der Gegenwart des Babys ab? Wenn sie glaubt, dass ihr Baby tot zur Welt kommen wird, wird sie aufhören, sich um es zu kümmern. Und wenn wir glauben, dass dieses Leben mit einer kosmischen Abtreibung endet, werden wir auch aufhören, uns großartig darum zu kümmern. Doch wenn wir glauben, dass dieses Leben die Vorbereitung auf die Ewigkeit ist, dann macht alles einen ewigen Unterschied.
 
Die ersten Straßen, die nach Kalifornien führten, wurden gut gepflegt. Die Straßen, die nirgendwohin führten, wurden vernachlässigt. Wenn die Erde die Straße zum Himmel ist, werden wir uns darum kümmern. Wenn sie nirgendwohin führt, werden wir das nicht tun. Historisch gesehen sind es diejenigen gewesen, die am stärksten an den Himmel geglaubt haben, die den größten Unterschied auf der Erde gemacht haben, angefangen mit Christus persönlich.
 
32. Wie intim ist die Verbindung zwischen Himmel und Erde? Beginnt der Himmel schon jetzt?
 
Die Freude des Himmels beginnt schon jetzt, weil Christus unsere Freude ist und zu uns sagt: "Ich bin bei euch allezeit, bis ans Ende der Weltzeit" (Matthäus 28:20). Wir schätzen diese Freude jetzt noch nicht vollkommen, doch sie ist da, denn das eigentliche Leben des Himmels, das Leben, das vom Weinstock in die Reben fließt, ist hier. Wenn es jetzt nicht in uns ist, wird es auch dann nicht in uns sein.
 
Wenn der Himmel nicht schon jetzt in uns ist, werden wir nicht für immer im Himmel sein. Denn der Himmel ist da, wo Gott ist. Gott bestimmt, wo der Himmel ist und nicht umgekehrt. Gott beinhaltet den Himmel und nicht der Himmel beinhaltet Gott. Wenn Gott jetzt durch Glauben in uns ist, dann ist das eigentliche Leben des Himmels jetzt schon in uns, allerdings in Saatform. Das ist es, was Jesus verkündigt hat, der Fokus all seiner Predigten: "das Himmelreich." Es ist die “kostbare Perle”, das, wofür die ganze Welt als zu zahlender Preis nicht ausreicht. Und es ist ein freies Geschenk.
 
33. Wie kommt man in den Himmel?
 
Das ist die wichtigste Frage, die jemand stellen kann. Die Antwort ist bereits gegeben worden: Es ist ein freies Geschenk. „Wer durstig ist, der komme und trinke das Wasser des Lebens umsonst" (Offenbarung 22:17). Glaube ist die Handlung des Annehmens dieses Geschenks.
 
Es hört sich verrückt an, zu gut, um wahr zu sein. Doch es macht vollkommen Sinn, denn Gott ist Liebe. Liebe schenkt, gibt sich selbst. Gott schenkt sich selbst, sein eigenes Leben und Mitgliedschaft in seiner Familie. Wir sind geschaffen um „Teilhaber der göttlichen Natur“ zu sein (2. Petrus 1:4). Denn Gott ist reine Liebe und reine Liebe hat keinerlei Beimischung von Geiz.
 
34. Ist Jesus der einzige Weg? (Oder können gute Heiden, Hindus etc. auch in den Himmel kommen?)
 
Der erste Teil der Frage ist klar und auch die Antwort ist klar: Wenn Jesus nicht das Opfer grandioser Selbsttäuschung oder ein freiwilliger, Gott lästernder Lügner ist, dann ist er der einzige Weg, denn er hat genau das gesagt (Johannes 14:6). Doch der zweite Teil der Frage ist nicht klar. Menschen, die nie von Christus gehört haben und ihn daher nie bewusst angenommen oder abgelehnt haben, müssen ebenso durch Christus in den Himmel kommen, denn es gibt keinen anderen Weg. Soviel ist klar durch die eigenen Worte von Christus. Doch es ist nicht klar, was in den unbewussten Tiefen der Seele solcher Menschen vorgeht. Allein Gott weiß das. Vielleicht kennen und lieben sie ihn in der obskuren Form eines tiefen, unbewussten Verlangens und Liebens.
 
Jesus redete seinen Jüngern das Spiel der himmlischen Bevölkerungsstatistik aus. As sie ihn fragten: "Sind viele gerettet?" antwortete er weder mit “Ja” noch mit “Nein”, sondern sagte: "Ringt
ihr darum, dass ihr eingeht durch die enge Pforte" (Lukas 13:24). Mit anderen Worten: Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten, eure eigene Erlösung, statt über andere und Zahlen zu spekulieren. Gott hat uns die Antwort auf diese Frage aus seinen eigenen, guten Gründen nicht gegeben, so wie er uns nicht gesagt hat, wann die Welt enden wird – eine weitere Frage, über die wir gerne spekulieren. Ich denke, dass wir in beiden Fällen die Weisheit dahinter sehen können, dass er uns die Antworten nicht gegeben hat. Wenn wir wüssten, wann die Welt enden wird, wären wir nicht jederzeit bereit für den Dieb, der unerwartet in der Nacht kommt. Wenn wir wüssten, dass die meisten nicht gerettet sind, würden wir dazu neigen, in Panik und Verzweiflung zu geraten. Wenn wir wüssten, dass die meisten gerettet sind, würden wir zu Überheblichkeit neigen.
 
Was wir wissen, ist folgendes: Christus, der Erlöser, ist kein 33jähriger, 1,80 Meter großer jüdischer Mann, sondern auch der ewige Gott, der Logos, der jede einzelne Person erleuchtet (Johannes 1:9). Somit hat jeder eine faire Chance, ihn anzunehmen oder abzulehnen, ob implizit (denn alles Licht der Wahrheit und Güte kommt von ihm) oder explizit. Wir sind nicht dadurch gerettet, wie explizit unsere Erkenntnis ist; wir sind gerettet durch Ihn. Glauben ist der Leim, der ihn festhält (oder, genauer gesagt, der Leim, durch den er uns festhält, denn Glauben ist ebenfalls sein Geschenk).
 
Das ist seit jeher eine traditionelle, christliche Position der Hauptströmung. Sie liegt auf halbem Weg zwischen der liberalen Ansicht, dass man auch durch andere Wege als Christus gerettet sein kann (z. B. durch gute Absichten) und der fundamentalen Ansicht, dass es eine
explizite Erkenntnis von Christus braucht um errettet zu sein.
 
Diese mittlere Sichtweise mindert nicht die unendliche Ernsthaftigkeit der Missionsarbeit wie es die liberale Sichtweise tut. Denn wir wissen nicht, wie viele Kinder durch ein Loch im Eis fallen und ertrinken, wir empfinden aber genauso viel Dringlichkeit für den Ausruf von Warnungen und handelndes Eingreifen wie wir es tun würden, wenn wir genau wissen würden, wer sterben wird und wer nicht.
 
35. Wie, glaubst du, werden all diese Fragen und Antworten im Himmel für dich aussehen?
 
Ich denke, sie werden ziemlich genau so aussehen wie Michelangelos erster Klumpen Lehm, den er im Alter von zwei Jahren geknetet hat, für ihn im Vergleich zu   seiner Skulptur
Pieta ausgesehen hat. Ich glaube, dass wir dieses kindische Gebabbel darüber „was kein Auge je gesehen und kein Ohr je gehört hat noch je in das Herz eines Menschen gekommen ist" (1. Korinther 1:9) so sehen werden, wie wir alles in unserem gegenwärtigen Leben sehen werden: durchflutet mit dem Licht und der Liebe Gottes. Und so werden wir diese kindlichen Spielzeuge genauso in Ehren halten wie wir darüber lachen werden. Wir wurden dafür geschaffen, Gott in allen guten Dingen zu sehen und zu lieben, einschließlich unserer eigenen, und das ist es, was wir für immer tun werden ohne Langeweile. Wir würden gut daran tun, jetzt schon ein wenig zu üben.
 
Im Licht des Himmels nimmt alles, was wir tun und erleben, zwei neue Bedeutungen an. Einerseits wird alles unendlich viel wichtiger, ernster und gewichtiger an Herrlichkeit als zuvor. Wenn wir lediglich zum gelegentlichen Zeitvertreib üben, ist unsere Übung nicht furchtbar wichtig, doch wir üben für die Weltmeisterschaft, so sieht es aus.
Andererseits lässt der Himmel alles Irdische im Vergleich als leicht und trivial erscheinen. Das schrecklichste, von Leiden erfüllte Leben hier auf dieser Erde wird vom Himmel aus nicht schlimmer erscheinen als eine Nacht in einem unbehaglichen Hotel. Heilige und Märtyrer kennen den Wert dieses Lebens und dieser Welt; sie lieben beides, weil Gott es liebt. Doch sie geben es mit Leichtigkeit alles auf für den Himmel. Himmlisches Licht schenkt uns nicht nur „ein ewiges
Gewicht der Herrlichkeit“, sondern gleichzeitig auch einen leichten, beschwingten Geist.
 
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Dieser Artikel wurde in dem von
Christianity Today herausgegebenen Buch Tough Questions Christians Ask veröffentlicht. Peter Kreeft ist Philosophieprofessor am Boston College und Autor von mehr als 40 Büchern.
 
Zu Punkt 34) vertreten wir als Betreiber der Internetseite “EAEC” die fundamentale Ansicht, dass es eine explizite Erkenntnis von Christus braucht um errettet zu sein.
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