European-American Evangelistic Crusades

             
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Religiöser Müll aus Nigeria


 
von Elmer Brookman

 
“Hütet euch aber vor den falschen Propheten, welche in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind.  An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen... So bringt ein jeder gute Baum gute Früchte, der faule Baum aber bringt schlechte Früchte…Darum sollt ihr sie an ihren Früchten erkennen.” (Matthäus 7:15-20).
 
Zunächst möchte ich mich bei allen nigerianischen Brüdern und Schwestern für den Titel dieses Artikels entschuldigen. Auf den ersten Blick ist er ziemlich beleidigend, doch ich hoffe, dass du beim Weiterlesen erkennen wirst, weshalb ich diesen Titel dennoch gewählt habe. Als Nationen oder Stämme oder soziale Gruppen nehmen wir bestimmte Merkmale an, die nicht für jede einzelne Person innerhalb dieser Gruppe gelten, mit denen wir aber dennoch identifiziert werden. Man denke nur an die bürokratischen Deutschen oder die genießerischen Franzosen. Paulus hat beispielsweise geschrieben: “Es hat einer von ihnen gesagt, ihr eigener Prophet: «Die Kreter sind immer Lügner, böse Tiere, faule Bäuche!» Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grunde weise sie scharf zurecht, damit sie gesund seien im Glauben.” (Titus 1:12-13). In gleicher Weise neigen wir dazu, (zu Recht oder zu Unrecht) Amerikaner als arrogant, Kenianer als geborene Marathonläufer, Westafrikaner als Betrüger und Polen als Diebe einzuordnen.
 
Ich bin gerade von einem Treffen in Südafrika zurückgekommen, wo wir den ersten Tag damit verbracht haben, den geistlichen Zustand der Länder in der südafrikanischen Region zu untersuchen. Mittelpunkt des Ganzen war der Zustand des evangelikalen Christentums in diesen Ländern. Eine Nation nach der anderen berichtete über die Überschwemmung mit „religiösem Müll aus Nigeria“, der die ehemals evangelikale Landschaft stark verändern würde. Ein oder zwei Länder waren gesegnete Ausnahmen. Scheinbar hat dieser Müll seinen Ursprung in Mega-Gemeinden aus den Vereinigten Staaten und fand dann fruchtbaren Boden in Westafrika und insbesondere in Nigeria. Versehen mit einem afrikanischen Aroma verbreitet sich dieser Müll nun mit phänomenaler Geschwindigkeit über ganz Afrika.
 
Es macht mich sehr traurig, darüber zu schreiben, aber mit dem Begriff “religiöser Müll aus Nigeria” meine ich das Phänomen von Gemeinden, die mit der Person ihres Gründers stehen und fallen. Sie verehren die Persönlichkeit ihres Gründers, der immer noch irgendwo in Nigeria (oder anderswo) lebt und behandelt wird wie ein Staatspräsident. Es spielt keine Rolle, in welches Land du gehst, das Schwarze Brett dieser Gemeinden zeigt nicht das Gesicht des lokalen Pastors der Ortsgemeinde, sondern das des Gründungsvaters in Nigeria — oder wo auch immer er seither sitzt. Es dreht sich alles um Image und Macht. Dieser „Mann Gottes“ behauptet, die Stimme Gottes zu hören und dient dir entsprechend. Wenn du ihm nicht gehorchst, leistest du dem Dienst Gottes in deinem Leben Widerstand. Und so werden auch die Gemeinden oft “Dienste” genannt statt Gemeinden. Um sie dann noch beeindruckender zu machen wird ihrem Namen oft noch der Zusatz “International” angefügt.
 
Die Afrikanisierung dieses religiösen Mülls liegt primär in der Art und Weise, wie er aufbereitet worden ist um anziehend für die afrikanische Spiritualität zu sein. Der Pastor ist der moderne Medizinmann, der alle miteinander aufruft, zu ihm zu kommen um “Befreiung” zu erfahren. Diese Pastoren tun genau dasselbe wie der Medizinmann, der an uns appellierte indem er uns einlud, bei ihm geistlichen Schutz zu suchen oder bei Pech, Kinderlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Eheproblemen etc. bei ihm Hilfe zu suchen. So genannte prophetische Äußerungen werden gemacht, die erklären, warum all das passiert. Weihwasser oder Salböl werden versprüht oder aufgetragen und den Hilfe suchenden Personen wird ein wenig Geld abgenommen. Damit ziehen diese Gemeinden Tausende von Menschen an, die aus rein selbstsüchtigen Gründen kommen. Der motivierende Faktor ist nicht Versöhnung mit Gott durch Christus, sondern vielmehr „Befreiung“ von vermeintlich Bösem und durch die übernatürlichen Kräfte gesegnet zu werden, die der „Mann Gottes“ besitzt. Lasst uns der Tatsache ins Gesicht sehen: das sind unsere traditionellen, afrikanischen Religionen, die da durch die Hintertür in die Gemeinde hinein kommen.
 
Die Selbstbezogenheit all dessen ist im Lobpreis und in der Anbetung zu sehen. Gemeinden verwandeln sich in Unterhaltungszentren statt in Orte, an denen man erbaut wird. Die Leute kommen in die Gemeinde um unterhalten, geheilt und gesegnet zu werden. Die Tatsache, dass gestandene Berufstätige, die bei der Arbeit an fünf bis sechs Tagen pro Woche ihr Gehirn benutzen, zu denken aufhören und in der Anbetung einfach nur tanzen und lachen ist extrem traurig angesichts der Erwartung Gottes, dass wir ihn von ganzem Herzen und mit ganzen Gemüt, mit ganzer Seele und ganzer Kraft lieben sollen. Christen haben es versäumt, durch die Konsequenzen ihres christlichen Glaubens auf die Gesamtheit des Lebens zu schauen und das hat bewirkt, dass Afrika zeitgleich von zahlreichen christlichen Gemeinden und doch einem Mangel an Entwicklung erfüllt ist. Wenn diese Menschen nachdenken würden, hätten sie zwischenzeitlich längst eins und eins zusammengezählt und erkannt, weshalb ihre Pastoren stinkreich geworden sind. Es ist nicht ihr Glaube, sondern das Geld ihrer Gemeindemitglieder, die sie durch Versprechungen betrügen, was es ihnen ermöglicht, teure Autos und Kleidung zu kaufen und sich Häuser zu bauen. Wenn jede Woche Tausende von Einzelpersonen „die Saat säen“ um von dem Mann Gottes gesegnet zu werden, dann wird dieser Mann Gottes natürlich sehr reich während sie selbst immer ärmer werden. Das ist einfacher, gesunder Menschenverstand.
 
Das Resultat dieses Phänomens von Gemeinden, die mit der Person ihres Gründers stehen und fallen, ist das selektive Wesen der Gemeindezucht. Man diszipliniert keinen Medizinmann oder Häuptling! Es ist selbst unter den Gemeindemitgliedern eine bekannte Tatsache, dass eine ganze Reihe dieser Pastoren ernsthafte moralische Probleme haben. Doch „man tastet den Gesalbten des Herrn nicht an” und so werden sie nicht diszipliniert, selbst wenn sie Mädchen aus der Gemeinde geschwängert haben. Ein solcher Gesalbter aus Sambia wechselte innerhalb von weniger als sechs Monaten drei Mal durch Scheidung die Ehefrau und bleibt immer noch der Apostel seiner Gemeinde. Der Fairness halber soll gesagt sein, dass dieser Mann aus Sambia kommt, doch er hat dieses Phänomen des Persönlichkeitskults aus Nigeria übernommen. Jeder aus der Gemeinde muss rechenschaftspflichtig sein – einschließlich des Pastors.
 
Ein weiteres Merkmal dieses vornehmlich afrikanischen Phänomens ist die Fixierung auf Titel. Wir Afrikaner lieben Titel! Einst waren evangelikale Pastoren damit zufrieden, einfach “Pastor” genannt zu werden. Begriffe wie “Bischof” wurden jenen überlassen, die ein episkopales Gemeindeleitungskonzept hatten, eine formale Struktur, die zu einer nationalen und globalen Ebene aufgestiegen ist. Leider hat sich das nun geändert! Mit dem Aufkommen dieses religiösen Mülls aus Nigeria sind nun Titel in Hülle und Fülle angesagt! Da haben wir nun Bischöfe, Erzbischöfe, Propheten, Apostel, Oberapostel etc. Einige sind noch nicht einmal damit zufrieden und so gibt es sogar Kombinationen wie „Oberapostel Prophet Doktor Soundso.” Das unterscheidet sich sicherlich sehr von der Lehre und dem persönlichen Lebensstil des Herrn Jesus Christus, dem sie angeblich dienen.
 
Viele dieser Gemeinden sind seither aufgeflogen und haben sich als nichts weiter als Einrichtungen zur Geldbeschaffung herausgestellt, im alleinigen Eigentum des Pastors und seiner Ehefrau. Das Muster scheint in etwa zu sein: Gründe eine Gemeinde und melke dann die Gemeindemitglieder. Die Pastoren beuten im Grunde die Verletzlichen und Gutgläubigen aus. Sie sind Gauner und Betrüger. In einer ganzen Reihe der bei meinem Treffen vertretenen afrikanischen Länder haben die Regierungen diese Pastoren verjagt nachdem sie unwiderlegbare Beweise dafür gefunden hatten, dass ihre Bürger auf diese Weise um große Geldsummen erleichtert wurden, die nach Westafrika verschifft wurden. Das hat dazu geführt, dass diese Regierungen nun sehr misstrauisch gegenüber jedem sind, der aus irgendeinem anderen afrikanischen Land als Missionar in ihr Land kommt. Sie denken nun, dass alle afrikanischen Missionare einfach nur gewinnsüchtig sind.
 
Doch das Traurigste an alldem ist der Verlust des Evangeliums. Einst konnte man in jede beliebige Gemeinde gehen, die sich als evangelikal bezeichnete und wenn man das überlebt hatte, was Lobpreis genannt wurde, dann hörte man eine Predigt, die auf Christus hinführte und auf sein Sühneopfer als Bezahlung für unsere Sünden. Das ist nun weitgehend zur Ausnahme geworden und so rar wie die Zähne meines Großvaters. Was man nun hört sind Aufrufe zur “Befreiung” und die erlebt man indem man zum Gebet nach vorne kommt. Unvermeidlich geht dabei das Evangelium verloren und verloren gehen auch wahre Geistlichkeit und Moral. Das Christentum wird zu einem dünnen Anstrich der Respektabilität, hinter dem totale Korruption und Zerfall verborgen sind. Die Gemeinde wird zu einem Keller voller Leichen. Oder, um einen mehr biblischen Ausdruck zu benutzen, sie ist voller weiß getünchter Gräber.
 
Das erklärt eines: obwohl Nigeria voll gepackt mit solchen Mega-Gemeinden ist (und sie nun über den ganzen Kontinent exportiert) ist es immer noch die korrupteste Nation auf dem Erdteil. Wenn Gemeindeleiter die Leute derart melken, welche Hoffnung bleibt da für die Korrektur der Dinge unter den Politikern und Staatsdienern? Es ist unmöglich! Es kann keine wahre Geistlichkeit wachsen wo das Kreuz Christi und der Christus vom Kreuz fehlen. Wir müssen darauf bestehen, dass der Geist Gottes der Heilige Geist ist. Wo Heiligkeit durch Abwesenheit glänzt, dürfen wir das Geschehen nie Gottes Geist zurechnen, weil er ein Geist der Heiligkeit ist. Große Menschenmengen und Menschen, die nach einer Berührung umfallen, beweisen nichts wenn die Heiligkeit im Leben fehlt. Jesus sagte: “An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.”
 
Ich habe es in diesem Artikel vermieden, Namen zu nennen, doch wem der Hut passt, der soll ihn anziehen. Wer sehende Augen und hörende Ohren hat, der weiß, wovon ich spreche. Zum Schluss möchte ich mich noch einmal bei allen echten und ernsthaften nigerianischen Pastoren entschuldigen, die sich von all diesem Müll distanzieren. So wie ich eine ganze Reihe wunderbarer, demütiger Amerikaner kenne, Kenianer, die es nicht einmal eine halbe Runde um einen Fußballplatz schaffen und Polen, die ehrlich und rechtschaffen sind, so bin ich sicher, dass es viele westafrikanische – und nigerianische - Pastoren geben muss, die nichts mit dieser geistlichen Korruption zu tun haben. Ich wünschte nur, sie würden sich vehementer bemerkbar machen und diesen religiösen Müll, der aus ihrem Land exportiert wird, lautstärker verdammen!
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